Liebe Redaktion,
ich habe in einer Mail an Bernd Drücke noch etwas aus persönlicher Sicht ergänzt. Damit alle auf dem gleichen Stand sind, leite ich euch meine Mail unten weiter.
Und zur Transparenz, weil ich das so deutlich vielleicht nicht an euch kommuniziert habe: Mir gings tatsächlich in den letzten Wochen nicht so gut, das hatte vor allem mit Stress und Überforderung zu tun. Und wenn es mir so geht, bin ich einfach nicht konfliktfähig, weil mir das dann viel zu anstrengend ist. Ich war deshalb sehr froh, dass Heinz die Kommunikation übernommen hat. Obwohl er ja auch sehr viel zu tun hat...
Wie dem auch sei: Jetzt ist Herbst, fast Winter, im Café wird es deutlich ruhiger und das sorgt auch bei mir für Entschleunigung. Letzte Woche hatte mich eine Erkältung im Griff, das wird jetzt aber auch wieder besser... und ich hab mir auch Unterstützung gesucht, damit ich mich nicht ständig wieder in solche Erschöpfungszustände manövriere. (Ist mir schon häufiger passiert...)
Soweit in Kürze und viele liebe Grüße aus dem gerade sehr
verregneten und grauen Kassel...
Regine
Betreff: | Re: Contraste-Nachdruck RabeRalf-Interview mit Bernd Drücke |
---|---|
Datum: | Wed, 13 Nov 2024 17:32:08 +0100 |
Von: | Regine Beyß - CONTRASTE Koordination <koordination@contraste.org> |
An: | Redaktion Graswurzelrevolution <redaktion@graswurzel.net> |
Kopie (CC): | Heinz Weinhausen <h.weinhausen@ina-koeln.org> |
Lieber Bernd,
CC an Heinz,
ich möchte aus
persönlicher Sicht (nicht aus Redaktionssicht) noch etwas
ergänzen, denn mich treibt diese Diskussion ganz schon um. In
den letzten Wochen war ich aus unterschiedlichen (vor allem
persönlichen) Gründen nicht in der Lage, mich dazu zu äußern.
Ich war mit dem Alltagsgeschäft mehr als ausgelastet.
Mir ist der Vorwurf, wir seien unsolidarisch gegenüber der GWR ebenfalls ziemlich übel aufgestoßen. Unsere Entscheidung, den Artikel nicht zu drucken, war rein redaktionell (Platz, Prioritäten etc.). Ich lasse mir gern vorwerfen, dass diese Entscheidung womöglich schlecht abgewogen war und wir sie besser hätten kommunizieren müssen. Das hätte ich mir rückblickend anders gewünscht. Wie Heinz und ich dir aber schon mehrmals geschrieben haben, war unsere Situation in den letzten Monaten sehr angespannt. Nicht unbedingt aus finanzieller Sicht (auch wenn das immer ein Thema ist), sondern vor allem bezüglich unserer Kapazitäten. Wir sind im September/Oktober wirklich total auf dem Zahnfleisch gegangen – und da hat dieses Interview-Angebot zweifelsohne drunter gelitten.
Da du uns und auch diese Situation (also die Arbeit mit sehr begrenzten Ressourcen) gut kennst, hätte ich mir an dieser Stelle etwas mehr Verständnis und Wohlwollen gewünscht, anstatt direkt den Vorwurf des „nicht solidarisch Seins“ zu bekommen. Das ist aus meiner Sicht ein Totschlagargument. Mich persönlich hat das sehr unter Druck gesetzt und es mir schwer gemacht, die Entscheidung nochmal zu überdenken – ich glaube, so hat Heinz das auch in seiner Mail gemeint. (Nicht im Sinne von: zuerst der Vorwurf, dann die Entscheidung) Abgesehen davon, finde ich, sollte es jeder Redaktion immer frei stehen, einen Artikel nicht zu drucken, aus welchen Gründen auch immer.
Ja, wir hätten das anders und womöglich besser machen können. Das ändert aber doch nichts daran, dass wir – die CONTRASTE wie die GWR – sehr ähnliche Ziele verfolgen, unter widrigen Bedingungen für eine bessere Welt kämpfen und uns gegenseitig unterstützen wollen. Und deshalb gibt es bei mir auch keinen Ärger darüber, dass eure Spendenkampagne gut läuft, wie du es schreibst – und das nehme ich auch bei niemandem sonst in der Redaktion wahr. Es gab bei uns kein unterschwelliges „Wir gönnen das der GWR nicht“ oder „Wir müssen jetzt zuerst an uns selbst denken“ – weder vor noch nach dem Interview-Angebot.
Heinz hat angeboten, dass wir das Interview nochmal bearbeiten und abdrucken. Ich wäre dabei.
Ich hoffe, ihr könnt bei eurem Telefonat weitere Missverständnisse ausräumen.
Viele Grüße
Regine
-------- Weitergeleitete Nachricht --------
BETREFF:
Re: Contraste-Nachdruck RabeRalf-Interview mit Bernd Drücke
DATUM:
Tue, 12 Nov 2024 13:21:37 +0100
VON:
Redaktion Graswurzelrevolution <redaktion@graswurzel.net>
ANTWORT AN:
AN:
Heinz Weinhausen <h.weinhausen@ina-koeln.org>
Lieber Heinz,
herzlichen Dank für Deine Mail!
Wann hast Du Zeit für ein Telefongespräch? Mail mir bitte Deine
Telefonnummer. Dann rufe ich Dich gerne an.
Deine Kritik und den Ärger kann ich gut nachvollziehen.
Auch wenn ich einiges anders sehe. Z.B.:
Du: "Dazu beigetragen hat auch deine Mail, in der du uns vorgehalten
hast, uns nicht solidarisch zu verhalten, wenn wir das Interview nicht
abdrucken würden und dies hätten wir jetzt zu erklären."
Da vertauscht Du m.E. Ursache und Wirkung. Ich habe mich ja verwundert
gezeigt, NACHDEM die Contraste Maurices Interview ohne Begründung
abgelehnt hat. Meine Mail hatte also auf die (bereits vorher getroffene)
Entscheidung der CONTRASTE keinerlei Einfluss.
Leider sind offenbar auch ein paar Missverständnisse entstanden. So
hatte ich Mitte 2021 als GWR-Mitherausgeber tatsächlich (neben Silke)
auch Regine Beyß angerufen und ihr vorgeschlagen, sich doch auf eine
frei werdende Stelle als hauptamtliche GWR-Redakteurin zu bewerben. Das
hat Regine nicht getan, weil sie bei der Contraste sehr zufrieden ist.
Ich bin seit 1998 GWR-Mitherausgeber und möchte, dass die GWR auch in
den nächsten 52 Jahren erscheint und Menschen bewegt. Ziel meines
Telefongesprächs mit Regine war nicht der Versuch, der Contraste zu
schaden. Mir ging es darum, eine gute Nachfolgerin für Daniel zu
finden, der als hauptamtlicher GWR-Redakteur aufhören wollte.
Stattdessen haben sich einige andere beworben. Nach einem langen
Zoom-Bewerbungsverfahren (unter Corona-Bedingungen) haben die
GWR-Herausgeber*innen am Ende kollektiv Silke gewählt, die dann eine
hervorragende Redaktionsarbeit gemacht hat. Sie teilte sich fortan an
Daniels Stelle die hauptamtliche GWR-Redaktionsarbeit mit
GWR-Redakteurin Monika und GWR-Layouter Dirk. Daniel macht als
GWR-Webmaster und -Mitherausgeber weiter.
Du bist verärgert, dass die Contraste-Spendenkampagne im Vergleich zur
GWR-Kampagne bisher wenig erfolgreich ist. Führt denn ein darauf
fußendes, von mir als ziemlich unsolidarisch empfundenes Verhalten zu
mehr Contraste-Abos und -Spenden?
Die Contraste hat in der Vergangenheit viele Presseerklärungen
abgedruckt und etliche, bereits in der Interim, auf indymedia, auf Jörg
Bergstedts Homepage oder anderswo veröffentliche Texte
zweitveröffentlicht. Auch wenn Dein Hinweis auf die
Erstveröffentlichung des Interviews im Raben Ralf ein gutes Argument
gegen einen Nachdruck ist, so wirkt es - angesichts der häufigen
Nachdrucke - doch vorgeschoben. Laut Maurice ist das Interview, das er
für die Contraste gemacht hat, nicht identisch mit dem, das er für den
Raben Ralf geführt hat.
Solidarische Grüße, Anarchie und Glück, für Gegenseitige Hilfe
statt Konkurrenz,
Bernd
Am 07.11.2024 um 21:19 schrieb Heinz Weinhausen:
Lieber Bernd, liebe GWR-Redaktion,
endlich finde ich was Zeit, Dir und euch zu eurem Interview-Angebot
zu antworten. Danke dafür. Ich hatte für die
Contraste-Redaktionschon vor Wochen zugesagt, dir zu antworten, leider
komme ich bei anspruchsvollem Projektalltag (SSM) erst jetzt dazu,
auch meine Bronchitis klingt gerade ab. Danke auch für euer Angebot,
der Contraste in der GWR Zeilen zur Verfügung zu stellen. Das kann
ichmir auch hinsichtlich der Öffnung unseres kompletten PDF-Archivs
vorstellen.
Also, niemand hat sich bei uns dagegen ausgesprochen, dass sich die
GWR in der CONTRASTE vorstellen möge, irritiert hat nur der
Werbecharakter Interviews mit dir, was nicht als passend angesehen
wurde. (Und das Interview war dazu ja schon in RabeRalf erschienen.)
Eine Meinung bei uns war, dass es nicht viel bringt, wenn unsere
beiden Zeitungen nun gegenseitig Werbung für ihr gefährdetes Projekt
in der anderen Zeitung machen. Dazu gab es keine Gegenrede in unserer
Kommunikation. Natürlich können wir bei einem GWR-Beitrag in Kürze
auf die GWR-Situation hinweisen, und auf eine
Unterstützungsmöglichkeit hinweisen. Dies haben wir ja auch bereits
in der Aprilausgabe 2024 für einige linke Zeitungen inklusive der GWR
gemacht.
https://www.contraste.org/linke-medien-in-deutschland-retten/ [1]
Im September bis weit in den Oktober hinein waren wir alle wegen
unserer Oktober-Jubiläumsausgabe, Providerwechsel, und
Archivvorbereitungen usw. voll beansprucht und haben euer Anliegen so
erst einmal abgelehnt, gewissermaßen das Kind mit dem Bade
ausgeschüttet. Dazu beigetragen hat auch deine Mail, in der du uns
vorgehalten hast, uns nicht solidarisch zu verhalten, wenn wir das
Interview nicht badrucken würden und dies hätten wir jetzt zu
erklären. Und diese Zeilen mussten wir lesen, nachdem in der
GWR-Septemberausgabe bereits veröffentlicht war, dass eure Kampagne
für 200 Abos und 20.000 Euro an Spenden ruckzuck erfolgreich war, ihr
euch also gar nicht mehr in Notlage fandet. Herzlichen Glückwunschzu
eurem Kampagnenerfolg. Von solchen Zahlen können wir übrigensnur
träumen.
Jedenfalls hat dein Vorwurfsschreiben bei mir erst mal einen
Abwehrreflex ausgelöst, da ich bei dir selbst auch anderes als
Solidarität mitbekommen habe. So hast du vor einigen Jahren versucht,
unsere Koordinatorin still und heimlich abzuwerben, also ohne die
Redaktion bzw. den Vorstand einzubeziehen und vorher zu fragen, was
das für Konsequenzen für unser Zeitungsprojekt haben könnte. Was
wäre heute, wenn Regine zur GWR gegangen wäre? Ich bin mir sicher,
ohne Regine gäbe es unsere CONTRASTE heute nicht mehr und du hättest
uns gar nicht mehr deine Zeilen zur Solidarität schreiben können.
Zum zweiten hat mich der Verlauf meiner zarten Projektidee zu einer
Publikations-Kooperation von GWR und CONTRASTE in einer Zeitung nicht
begeistert. (Zwei Zeitungen in einer zu machen: von vorne
GWR-Anarchie, von hinten CONTRASTE-Projekte+Bewegung.) Da habe ich den
Eindruck, dass du/ihr diese zarte Projektidee direkt wieder verworfen
habt, als eure Spenden- und Abokampagne fruchtete, gewissermaßen als
euch das Wasser nicht mehr bis zum Hals stand, während wir dabei aber
noch um Luft rangen. Daraus wurde dann, dass wir die Contraste als
Beilage bei der GWR unterbringen könnten. Gleiche Augenhöhe geht
anders. Und eine Beilagenregelung würde uns sowieso nicht
weiterhelfen. Enfant perdu. Wobei es in den Sternen steht, ob so ein
Projekt von zwei redaktionell unabhängigen Redaktionen in einer
Zeitung überhaupt von unseren jeweiligen Redaktionen getragen und
konkretisiert worden wäre. Nun werden wir es nie erfahren. Oder doch?
Jetzt, wo auch bei mir die Belastungen nachgelassen haben, ich wieder
was klarer denken kann, weiß ich mir nun vorzustellen, euer
Interview-Angebot als eine gekürzte Version auf ca 6.000 Zeichen zu
veröffentlichen. Darin wäre der Werbecharakter rausgenommen,
natürlich aber mit Hinweisen auf eure aktuelle Situation und
Unterstützungsmöglichkeit. Den Zuspruch der Redaktion habe ich dazu
bekommen. Wenn okay, würde ich dir einen inhaltlichen Vorschlag
senden.
Bitte halte diesen Brief redaktionsintern. Was mich nämlich
irritiert hat, ist, dass du bei deiner Mail Elisabeth Voss in cc
gesetzt hast, trotzdem du wissen musst, dass sie nicht mehr in der
Redaktion und nicht mehr aktuelle Autorin der Contraste ist. Warum du
sie in den Verteiler genommen hast, erschließt sich mir nicht.
Maurice als Interviewpartner solltest du natürlich mit ins Boot
nehmen, ihn grüßen und fragen, ob er auch mit dem angedachten
Procedere einverstanden ist.
So weit und viele Grüße
Heinz
Links:
------
[1] https://www.contraste.org/linke-medien-in-deutschland-retten/