Tübinger Jugendzentrum Epplehaus :: 50 Jahre

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Pressemitteilung
„Wir hol’n jetzt unser Haus!“
Sachbuch zum selbstverwalteten Tübinger Jugendzentrum Epplehaus
Tübingen. Bereits über 50 Jahre prägt mit dem Epplehaus ein einzigartiges Jugendzentrum die Geschichte und Menschen in Tübingen. Seit seiner Besetzung 1972 ist das Haus in der Karlstraße 13 ein Raum für politische Kämpfe, kulturelle Revolutionen und generationsübergreifende Selbstverwirklichung. Jenseits des politischen Mainstreams organisieren sich Jugendliche und Junggebliebene selbst – irgendwo zwischen Krisen, Plenum, Streitereien mit der Stadt und dem Traum von einer besseren Welt. Die Hausbesetzung der Karlstraße 13 im Jahr 1972 Die Tübinger Jugendlichen gingen 1972 gehörig auf die Barrikaden: „Wir wollen ein Haus!“ Nachdem ein Brand den bisherigen Jugendclub Schwabenhaus unbenutzbar machte, stritten sie sich mit der Stadt lautstark um die Zukunft der lokalen Jugendarbeit. Nach mehreren Gesprächen, Protestaktionen und einem Ultimatum an die Stadt wurde den Jugendlichen jedoch klar, dass nur rigorosere Aktionsformen zum Erfolg führen. So verfassten sie ein zweites Ultimatum an die Stadt und planten ein Konzert mit der Agitprop-Band „Ton Steine Scherben“. Frontsänger Rio Reiser heizte mit eindrücklichen Texten ordentlich ein: „Wir brauchen keine Hausbesitzer, denn die Häuser gehören uns!“ Ein Songtext, der gut zu einem von langer Hand geplanten Coup einiger Engagierter passte. Direkt nach dem Konzert wurde zur Besetzung eines leerstehenden Hauses in der Tübinger Karlstraße aufgerufen, woran sich rund 400 Jugendliche beteiligten. Das Epplehaus existiert als selbstverwaltetes Jugendzentrum bis heute. Das Epplehaus in Selbstverwaltung Nur wenige Jugendzentren in Deutschland sind wie das Epplehaus noch selbstverwaltet. Hier bestimmen die Hausaktiven selbst, wie beispielsweise die Namenswahl. Benannt ist das Jugendzentrum nach dem 17-jährigen Lehrling Richard Epple, der im selben Jahr der Hausbesetzung ohne Führerschein vor einer Verkehrskontrolle floh. Nach einer wilden Verfolgungsjagt wurde er von überforderten Beamten in der Nähe von Herrenberg mit einer Maschinenpistole erschossen. Für Stadt und Polizei kam die Namenswahl einer Provokation gleich. So begann 1972 eine spannende Zeit mit Höhen, Tiefen und schier unzähligen Diskussionen mit der Stadt, deren Ergebnis Rio Reiser beim „Scherben“-Konzert vor der Hausbesetzung schon vorwegnahm: „Die letzte Schlacht gewinnen wir!“ Das Epplehaus hat in mittlerweile über 50 Jahren allen Schwierigkeiten getrotzt. Hausbesetzungen, Selbstverwaltung und Subkultur Über die Geschichte des Epplehaus und seine (lokal)historischen Kontexte erzählt nun erstmal ein Sachbuch, welches am 16.1. bei EDITION Analyse & Subkultur erscheint. Als unverzichtbares Stück Zeitgeschichte erzählt dieses Buch in vier großen Themenblöcken von der Historie des Hauses und dem jeweiligen soziokulturellen Kontext. Zentrale Aspekte des Buchs sind zudem gelebte politische Ideale sowie die Musik und Subkultur, welche das Leben im Epplehaus formten und die Tübinger Stadtgesellschaft prägen. Exkurse wie zur Jugendzentrumsbewegung in ganz Deutschland oder ein Verzeichnis aller Tübinger Hausbesetzungen versprechen weitere interessante Einblicke. Tiefgehende und unterhaltsame historische Aufarbeitung Gemeinsam mit Gast-Autoren wie „Ton Steine Scherben“-Bassist Kai Sichtermann und vielen Zeitzeugen steigen die Herausgeber Elias Raatz und Lucius Teidelbaum vom sprichwörtlichen „Epplebeinturm“ herunter – jenseits von Selbstbeweihräucherung und einer „früher-war-alles-besser“-Nostalgie. Dieses Sachbuch liefert eine tiefgehende und unterhaltsame historische Aufarbeitung über das Epplehaus, einem schützenswerten Ort, dessen spannende Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Das Sachbuch „Wir hol’n jetzt unser Haus! Über 50 Jahre Tübinger Jugendzentrum Epplehaus zwischen Hausbesetzung, Selbstverwaltung und Subkultur“ kann bei Interesse mit kostenfreiem Versand direkt beim Verlag EDITION Analyse & Subkultur vorbestellt werden unter www.analyse-subkultur.de.
INFO: Buchvorstellung am 15.1. im Stadtmuseum Zur Vorstellung des neuen Sachbuchs wird es verschiedene Lesungen im gesamten Landkreis geben. Die offizielle Buchpräsentation mit anschließendem Empfang findet am 15.1. im Tübinger Stadtmuseum statt. Um 18:00 Uhr beginnt dort eine Lesung mit Fokus auf die Hausbesetzung, die Jugendzentrumsbewegung und die frühere Hausgeschichte. Neben den Herausgebern sind anschließend mit Michael Löffler und Jürgen Hempel auch Zeitzeugen zum Gespräch geladen. Zudem wird Marc Amann über die Jugendzentrumsbewegung und Hausbesetzerszene in Tübingen und ganz Deutschland sprechen. Am 30.1. findet im Epplehaus ebenfalls um 18 Uhr eine weitere Lesung mit Fokus auf Politik, Internes, Musik und Events statt. Für die Events ist keine Anmeldung erforderlich und der Eintritt ist frei.
via
Archiv der sozialen Bewegungen Bremen St. Pauli Straße 12 28203 Bremen www.archivbremen.de Öffnungszeiten nach Absprache
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Teilnehmer (1)
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Karl Dietz