Re: Lilo Herrmann (1909-1938)

22.07.2025 19:00 Uhr - 21:00 Uhr Vortrag von Gudrun Greth Die Ingenieurstochter Liselotte Herrmann gehört zu den bekanntesten, auch gewerkschaftlich engagierten Frauen, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten und dies mit dem Leben bezahlen mussten. Sie studierte von 1929 bis 1931 an der Technischen Hochschule in Stuttgart Chemie und ab 1931 Biologie in Berlin. 1928 trat sie in den KJVD ein, wurde Mitglied des "Roten Studentenbundes" und im November 1931 auch KPD-Mitglied. Wegen ihrer politischen Tätigkeit wurde sie im Juli 1933 von der Universität verwiesen. Sie war in jener Zeit bereits Mitarbeiterin des geheimen militärischen Apparates der KPD. Nach der Geburt ihres Sohnes Walter kehrte sie im September 1934 nach Stuttgart zurück und arbeitete dort weiter in der illegalen KPD mit. Am 7. Dezember 1935 wurde sie verhaftet und am 12. Juni 1937 vom Volksgerichtshof wegen "Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt. Obwohl sich viele Menschen aus verschiedenen Ländern für die junge Frau und Mutter eingesetzt haben, wurde sie am 20. Juni 1938 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Gudrun Greth, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in Stuttgart für die Erinnerungskultur engagiert, stellt ihre Biographie vor. Abendkasse: 8,00 € (ermäßigt 5,00 €) ... On Mon, Jul 11, 2016 at 10:07 PM
Von Anne Hilger – Stuttgart. Es war eine würdige Feier, als der restaurierte Gedenkstein für die von den Nazis ermordete Widerstandskämpferin Lilo Herrmann wieder eingeweiht wurde. Etwa 100 Gäste kamen am Montagabend, 20. Juni, zu Ehren der 1938 hingerichteten Kommunistin auf das Gelände bei der Uni Stuttgart. Das Hornbläserquartett des Universitätsorchesters spielte, und eine lange Reihe von Rednern erinnerten an das Wirken der mutigen jungen Frau, die in Stuttgart studierte. Doch jetzt ist das Entsetzen groß: Der Gedenkstein wurde erneut geschändet und mit schwarzer Farbe beschmiert – bereits zum dritten Mal. Derzeit ist er mit Plastikfolie verhüllt.
http://www.beobachternews.de/2016/07/10/entsetzen-ueber-erneute-schaendung/
2016-06-19 18:44 GMT+02:00
Lilo Herrmann kämpfte in Stuttgart gegen die Nazis: Gedenkstein wird wieder eingeweiht
Lilo Herrmann, Studentin der technischen Hochschule Stuttgart, kämpfte als junge Mutter gegen die Nazis. Sie wurde im Dezember 1935 verhaftet und 1937 vom „Volksgerichtshof“ zum Tod verurteilt. Der Stuttgarter Stadtjugendring stellte 1988 bei der Uni Stuttgart einen Gedenkstein auf. Er wurde im Jahr 2000 mit Farbe beschmiert und 2016 erneut mit einem Hakenkreuz besudelt. Am Montag, 20. Juni, soll der restaurierte Gedenkstein um 18 Uhr wieder eingeweiht werden.......
Lieselotte Herrmann wurde am 23. Juni 1909 in Berlin geboren und studierte von 1929 bis 1931 Chemie in Stuttgart. Ab 1931 studierte
sie
in Berlin Biologie. Sie war seit 1930 Mitglied des KJVD und ein Jahr später auch Mitglied der KPD. Am 11. Juli 1933 wurde Lilo Hermann wegen ihrer politischen Tätigkeit, sie kämpfte gegen die reaktionäre und vom Geist des Nationalsozialismus beeinflusste antisemitische Einstellung ihrer Mitstudenten an, relegiert. Sie gehörte zu den 111 Studierenden der Berliner Universität, die wegen ihrer jüdischen Herkunft oder ihrer antifaschistischen Haltung von einem weitern Studium ausgeschlossen wurden. Nun ging sie in den Untergrund, sie nahm einen falschen Namen an und organisierte unter der Jugend den antifaschistischen Widerstand. Am 15. Mai 1934 kam ihr Sohn Walter zu Welt, mit dem Kind zog sie zu den Eltern nach Stuttgart, da ein Leben im Untergrund für ein Kind zu gefährlich wurde. In Stuttgart arbeite sie mit Stefan Lovasz, der Vater ihres Kindes, zusammen. Er war seit 1934 politischer Leiter der illegalen Bezirksorganisation der KPD in Württemberg. Lilo Herrmann wertet Informationen aus über die Vertrauensrätewahlen im April 1935, unter anderem bei den Firmen Bosch, Daimler und den Dornier-Werken. Dabei ging es um die Aufdeckung von geheimen Kriegsvorbereitungen. Sie sammelte Beweise für die Produktion von Kriegsflugzeugen und für andere Rüstungstätigkeiten. Am 7. Dezember 1935 wurde sie in Haus der Eltern von der Gestapo verhaftet. Man fand in der Wohnung Kopie eines Plans der Munitionsanstalt, mehrer Druckschriften der KPD, marxistische Literatur, ein Statut des Sozialistischen Schülerbundes Ortsgruppe Berlin, eine Abhandlung "Was will des Sozialistische Schülerbund?" Ihr Tagebuch, mit Aufzeichnungen kommunistischer Lieder. Bis zu ihrem Prozess vergingen 19 Monate, wo sie ihren Sohn nie sah und von der Gestapo immer wieder verhört wurde. Am 8. Juni 1937 fand dann der Prozess statt. Sie wurde zum Tode verurteilt. Zu ihrer Zellen Genossin sagte sie anschliessend: " Man habe sie zum Tode verurteilt, obgleich ein Offizier vor Gericht bestätigte, dass die bei ihr gefunden Unterlagen nicht als geheim einzustufen waren." Ihre Zellen Nachbarin Lina Haag schrieb in ihr Tagebuch: "Ich bin entsetzt. Ich liege am Boden, das Ohr an die Tür gepresst, wie niedergeschlagen. Das Entsetzen schüttelt mich. Ich kauere mich auf meiner Pritsche zusammen wie ein Hund, der friert. Zum Tode verurteilt also. Eine Mutter. Eine junge Frau. Eine sechsundzwanzigjährige junge Mutter. Weil sie den Krieg nicht wollte, den Hitler will. Zum Tode auf dem Schafott. Im Namen des Volkes. Im Namen aller Mütter dieses Volkes, aller Frauen, aller liebenden Menschen." Nach der Verkündung des Todesurteils wird Lilo Herrmann ins Frauengefängnis in Berlin überführt. Es gibt Zahlreich Briefe die zwischen Lilo und ihren Eltern erhalten geblieben sind. Die Eltern zogen 1937 von Stuttgart nach Berlin um Näher bei der Tochter zu sein. Ob Lilos Sohn sie besuchen durfte ist nicht bekannt. Das Gnadengesuch das eingereicht wurde, wurde abschlägig abgelehnt. Es blieb beim Todesurteil wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Landesverrates. In den letzen Wochen wurde sie in die Todeszelle im Zuchthaus Berlin-Plötzensee eingesperrt und man versuchte nochmals ihre Mitarbeiter zu erpressen. Sie schwieg aber, weil sie den Zusagen der Gestapo nicht glaubte. Die Nachricht vom Todesurteil von Lilo Herrmann rief in vielen Ländern einen Sturm der Entrüstung hervor. In Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Tschechoslowakei, Schweden und der Schweiz bildeten sich Komitees zur Rettung Lilos. In Grossbritannien forderte der Kongress im Namen von 830 000 Frauen in einem Schreiben an die deutsche Botschaft, die Aufhebung des Todesurteils. Obwohl viele Menschen aus verschiedenen Ländern für die junge Frau und Mutter eingesetzt hatte, erfolgt am 20. Juli 1938 ihre Hinrichtung durch das Fallbeil.
Lilo Herrmann war die erste Frau, die von einem nationalsozialistischen Gericht zum Tode verurteil und hingerichtet wurde. Ihr Schicksal habe ich stellvertretend für die vielen tausend ermordeten Mütter in der Zeit des Nationalsozialismus aufgeschrieben. Zwei Gedenksteine erinnern an Lilo Herrmann, der eine steht vor der ehemaligen Pädagogischen Hochschule in Güstrow, der andere im Stuttgarter Stadtgarten. Inschrift: "Der ersten von den Nazis am 20. Juli 1938 hingerichteten Widerstandskämpferin Lilo Herrmann."
Quellen: Haag, Eine Handvoll Staub, Widerstand einer Frau 1933 - 1945 Schad, Frauen gegen Hitler
Teilnehmer (1)
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Karl Dietz